Erstes Waldorf-Abitur gemeistert
Waldorfschule besteht Reifeprüfung
Erster Abiturjahrgang feiert Abschluss / Sander: »Ein Meilenstein in unserer Geschichte«
Es war ein Tag voller Freude und Emotionen, der letzte Schultag an der Waldorfschule. Die Schulgemeinschaft durfte den ersten Abiturjahrgang in der Schulgeschichte feiern. »Das ist ein riesiger Meilenstein«, sagt Geschäftsführer Christoph Sander sichtlich bewegt.
Von Stefanie Siegmeier
Rottweil. Vor vierzehneinhalb Jahren begannen die Planungen für die Rottweiler Waldorfschule, erzählt Sander. Kurz darauf wurde das Alte Forsthaus in der Königstraße von den Gründungseltern und vielen fleißigen Unterstützern in ein Schulhaus umgestaltet. Christoph Sander, einst selbst Waldörfler und Gründungsvater der Schule, ist stolz auf die Entwicklung. Und das zu Recht.
Freilich, das Forsthaus ist längst Geschichte und das neue Schulgelände an der Steig etabliert, aber, wer sich anschaut wieviel Energie, Arbeitsstunden und Herzblut über all die Jahre in das Großprojekt geflossen ist, der kann nur staunen und den Hut ziehen.
Die Schule zählt mittlerweile mehr als 200 Schüler und die neue erste Klasse startet nach den Sommerferien mit knapp 20 Kindern. Zudem haben zwölf Elftklässler ihren Realschulabschluss gemeistert und der erste Jahrgang mit sechs Schülern das Abitur. Es gibt also allen Grund zu feiern und positiv in die Zukunft zu schauen. »Auch die Bauarbeiten laufen hervorragend. Durch die Elterneinsätze kommen wir gut voran. Die Stelle für Eurythmie ist ausgeschrieben, erste Bewerbungen liegen vor«, informiert Christoph Sander und ist guter Dinge Eurythmie ab dem zweiten Schulhalbjahr etablieren zu können.
Große Freude herrscht natürlich bei den sechs Abiturienten Lasse Eyrich, Maike Sander, Pascal Herz, Antonia Brusis, Leon Hezel und Karolin Kammerer, die zum Großteil seit der ersten Klasse an der Schule waren.
»Durch die lange Zeit an derselben Schule ist eine tiefe Verbundenheit entstanden. So lange die gleichen Lehrer zu haben, hat bei mir für eine sehr gute Grundlage für das Lernen gesorgt. Es ist ein starkes Vertrauen entstanden und so habe ich mich persönlich stets gut verstanden gefühlt. Das ist ein geniales Gefühl für einen Schüler, und das
wünsche ich jedem«, erzählt Leon Hezel, der sich gut daran erinnert, wie er mit seinen Eltern noch während seiner Kindergartenzeit an den Wochenenden im alten Forsthaus werkelte.
»Ich bin wirklich stolz darauf, dass unsere ganze Klasse das Abitur geschafft hat, und so in die Geschichte der Schule eingeht. Die Waldorfschule Rottweil wird für immer ein Teil von mir sein, so wie wir immer ein Teil der Schule sein werden«, betont Antonia Brusis.
»Der erste Abi-Jahrgang einer Schule zu sein, ist etwas sehr Besonderes. Das dürfen wohl nur wenige erleben. Ich persönlich bin sehr stolz darauf in eben diesem Jahrgang gewesen zu sein«, sagt Pascal Herz voller Stolz.
Auch Maike Sander, die ebenfalls seit Anbeginn an der Schule war, blickt gerne auf ihre Schulzeit zurück: »Ich bin unglaublich froh, so viele Freiheiten zu haben und mitgestalten zu können, weil die Schule eben im Aufbau war und ist. Außerdem ist und war die Schule für mich eine Konstante, die nicht durch Schulwechsel durchbrochen wurde. Der Klassenzusammenhalt war dabei deutlich größer als ich es von anderen kenne«.
»An einer Schule zu sein, die immer am Wachsen ist, ist sehr spannend, weil man sehr viel einbringen und mitgestalten kann. Auf der anderen Seite ist es aber auch etwas abenteuerlich die Ersten zu sein, die Prüfungen und andere Projekte an der Schule machen«, sagt Lasse Eyrich.
Mit einer Feierstunde und der Zeugnisübergabe wurden die Abiturienten durch das Sonnenblumentor in einen neuen Lebensabschnitt verabschiedet.
»Jetzt bricht eine neue Ära an«, sagt Christoph Sander, denn es werde nach den Sommerferien erstmals in der Schulgeschichte Regelbetrieb starten – bis auf die Corona-Einschränkungen natürlich. »Bislang gab es jedes Schuljahr etwas Neues. Jetzt haben wir einmal die gesamte Laufbahn durch«, sagt er lachend. »Und wenn Corona nach den Ferien nicht alles wieder durcheinanderbringt, gibt es ein ruhiges, wenig aufregendes Schuljahr«, ist Sander zuversichtlich.